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Das erste Schulhaus stand in der Mulde unterhalb des 1875 neu errichteten Schulgebäudes.

Ein Teil des alten Schulgebäudes sieht man rechts unten im Bild.
Die Fachwerkkonstruktion wurde abgetragen und an der ehemaligen Waldorfschen Schmiede wieder aufgeschlagen.
(siehe „Dattenberg – ein Heimatbuch“ , Seite 60)

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Es folgen Andekdoten, über ehrenwerte, auch amüsante Persönlichkeiten.
Diese Seite wird noch aufgebaut und entbehrt der Vollständigkeit.
Ergänzungen und auch Fotos werden dankend entgegengenommen.
Telefon: 02644 7947 eMail: helmut@wolff-dattenberg.net

Liebe Grüße, Helmut Wolff!


Felix Zillien

Felix und seine Freunde führten „Kriege mit Steinschleudern“gegen die gleichaltrigen Jungen aus dem Nachbarort Leubsdorf (unter denen sich auch der spätere rheinland-pfälzische Innenminister Heinz Schwarz befand).

Im Herbst 1937 unternahm er als 9jähriger mit Freunden eine besondere Aktion. Metzjers Mattes (Matthias Schneider, selbst ein Original) sagte eines Tages bei einer Hausschlachtung ziemlich großspurig: „Esch kenn all‘ Säu bei de Bure.“ Die Gruppe beschloss diese Behauptung zu prüfen. Noch am selben Tag hat sie in der Dämmerung etwa 10 bis 12 Schweineställe geöffnet, sodass die Schweine heraus auf die Straße laufen konnten. Man wurde natürlich dabei ertappt und gab zur Begründung an, die Aussage des Metzjers Mattes prüfen zu wollen. Was sich jedoch nur zum geringen Teil erwies; denn auch Metzjers Mattes kannte nicht alle herumlaufenden Schweine! Es blieb den Bauern selbst überlassen, ihre Schweine wieder einzufangen, die interessanterweise zum Teil selbst den Weg in ihre Ställe zurückfanden … Für die Übeltäter war diese Aktion mit einer Tracht Prügel verbunden.

Metzjers Mattes

Er wohnte auf dem Burgberg in der Nähe der Dattenberger Burg in einem dem Verfall preisgegebenen uralten Haus … Mattes war ein Einzelgänger und verdiente sich etwas Geld bei den Hausschlachtungen, zu denen er gebeten wurde. Es war ihm eigen, bei den Schlachtungen etwas aus essbaren Innereien der Schweine unter seiner dunkelblauen Kutte versteckt mit nach Hause zu nehmen, um seine Mahlzeiten etwas aufzubessern … Bei einer Begegnung mit Pfarrer Stadler – so die Überlieferung – vor dem einstigen alten Backhaus nahe beim »Hümmerich« soll dieser gesagt haben: „Na, Mattes, ich hab‘ Dich lange nicht mehr in der Kirche gesehen.“ Darauf gab Mattes die Antwort: „Jo, Herr Pastur, ech hann se jenausu lang och nit me in de Kerch jesehn.“ (Mit anderen Worten: Mattes war zwar katholisch, aber er nahm an Gottesdiensten nicht teil.)

Schoops Köbes (Jakob Schoop)

Von „Köbes“ ist überliefert, dass er beim Abschied in der 8. Klasse der Dattenberger Volksschule unter meinem Vater Felix Zillien, der in seiner Abschiedsrede unter anderem allen ans Herz legte, mit Gottvertrauen in die Zukunft zu gehen, einige in der letzten Bankreihe zum Lachen brachte. Köbes hatte ihnen zugeraunt: „Wer of Jod vertraud on em Bur de Kappes klaud, der hätt em Wenter billisch Suerkraut!“

© Text und Foto: Felix Zillien jun.

In den 50er Jahre fuhr er mit einem Fass Jauche (wahrscheinlich auf einer Schurreskarre) den Spiss hinunter in Richtung Garten. Mitten in der Burgstraße brach das Fass auseinander und die ganze Jauche lief die Straße hinunter. Darauf sagt der Köbes ganz niedergeschlagen zu seinem Sohn: „ Werner, jetz hamme et janze Johr ömsons geschesse.“

© Dattenberg : Bilder und Geschichten aus dem Röpeland

Er wurde auch bekannt durch seine Heimatgeschichten.

Die Tante Emmas

Wirtschaftswunderzeit, Blütezeit! Keiner ahnte damals, was noch alles auf uns zukommen sollte. Unser Blick ging öfter in Richtung USA. Was die unternahmen und machten, sollte schon bald auch bei uns eingeführt werden. Vor allem die Einkaufscenter wuchsen wie Unkraut aus der Erde. Mit den Niedrigpreisen, die dort galten, konnte keine „Tante Emma“ mithalten. Das hatte zur Folge, dass ein Tante-Emma-Laden nach dem anderen dicht machte. Allein in Dattenberg schlossen fünf „Tante Emmas“ ihre Türen für immer.

In der Burgstraße waren es zwei, die es betraf, am Backes „et Runkels Fina“ und etwas weiter die Burgstraße hinauf „et Fachs“, später „Greibs Aja“. Beide lebten mehr oder weniger vom anderen Berg. Dann kam „et Knopps Lena“, an der Kirche die „Pitt-Jupps“, auch „Jratese“ genannt.

In der Dorfmitte hatte noch „et Jedese Anna“ ihr Geschäft, das sie zusammen mit ihrem Mann, dem „Jedese Jopp“, auch „altes Testament“ genannt, führte. Dieser war ein wahrhaft „bayerisches“ Dattenberger Original. Das waren also die fünf Läden, in denen die Frauen beim Einkauf mehr oder weniger alles Neue erfuhren. Stress kannte man damals noch nicht, so blieb genügend Zeit für ein kleines „Verzällche“ Et „Pitt-Jupps Sofia“ hatte auch noch die Poststelle im Haus. Sie weinte bitterlich, als man ihr diese wegnahm. Ein Kriegsversehrter betreute dann dieses Amt. So war das Schicksal der 5 „Tante Emmas“ beschieden, die im Laufe der Jahre nach und nach schlossen. Jahre später schlug auch bei der Post der dicke Hammer zu.

Banne Johann (Johann Kröll)

In der Neustraße in Dattenberg gab es ein schönes Lokal mit dem Namen „en de Bann“. Warum „Bann“ kann keiner so richtig erklären, aber eine naheliegende Flur trägt diesen alten Namen. Ihn trägt die Wirtschaft seit 1861. Gegründet wurde es von der Witwe eines Franz Kröll. Sein Name sollte fünf Generationen über der Haustür stehen. Heute kann man sich schwer vorstellen, wie solch eine Wirtschaft damals eingerichtet war. Wahrscheinlich stand mitten in der Gaststube ein Ofen. Auf jedem Tisch befand sich ein Spucknapf, den die Gäste auch gerne benutzten. Staatliche Gesetze gab es damals auch schon. Von 10 bis 23 Uhr durfte ausgeschenkt werden, wobei bei Missachtung dieser Zeiten Strafen von 1-5 Talern drohte. Am Sonntag mussten die Öffnungszeiten dem Kirchgang angepasst sein. Der Ausschankwein kam aus dem eigenen Weinberg.

© Text: Jakob Schoop, Foto: Vera Kröll

An dieser Stelle sei „Et Banne Hillijehüsje“ erwähnt, ein Bildstock „Auf der Hohl“ Ecke „Hauptstraße, K10“. Es ist benannt nach dem Gasthaus „En der Bann“. Vorfahren des »Banne Johann« haben es im Gedenken errichtet.

Oberförster Jupp Schorn

Er saß wieder bei Schneggesch (Gasthof Willscheid). einem eintretenden Dattenberger erklärte er: „Ab moorgen wird nichts mehr gesoffen!“ Am nächsten Tag findet ihn der selbe Dattenberger wieder bei Schneggesch in hochachtungsvollem Zustand und sagt zu ihm: „Herr Schorn, Sie wollten doch …“ Jupp Schorn fällt ihm sofort ins Wort und sagt: „Ab morgen hab‘ ich gesagt.“

© Dattenberg : Bilder und Geschichten aus dem Röpeland

Et Schess-Hännesje

Der Erste Weltkrieg war vorbei, Hunger und Elend im ganzen Land. Mitten in der Inflation wurde auch ich geboren. Es wurde auch wieder gefeiert, wie der Junggesellenverein wieder seine Kirmes beging. Obwohl der Krieg vorbei war, wurde in Dattenberg wieder geschossen. So besaß die Gemeinde drei „Katzeköpp“, die im Spritzenhaus lagerten. Diese „Katzeköp“ (Böller) wurden zu jeder Kirmes auf dem Neuen Weg in Stellung gebracht. Es gab einen Schützen, der für die Katzeköpp und das dazugehörige Pulver verantwortlich war. Er wohnte mit seinen Geschwistern in der Burgstraße als Junggeselle. Im Dorf nannte man ihn „Schess Hännesje“ (Johann Becker). Wenn im Kirmesgottesdienst die Wandlung durch Glockengeläut angekündigt wurde, zündete er zum ersten Mal seine Böller. Ging der Kirmeszug durch den Ort, lud er seine Katzeköpp erneut, was man schon von weitem hörte. Er füllte die Böller mit Schießpulver, nahm einen Stock und schlug das Pulver mit Stock und Hammer ganz fest. Die Mündung verstopfte er mit Papier. Die Anwohner sagten dann: „Et Hännesje es at widde am kloppe.“

© Jakob Schoop

De Lotte (Heinrich Josef Willscheid)

Zu den Handwerkern dieser früheren Zeit zählte auch der Maler und Anstreicher Heinrich Josef Willscheid, »Lotte« genannt. Der »Lotte« war ein Junggeselle von ausgeprägter Individualität. Das kam sowohl in seinem Umgang mit Farben als auch in seiner Behausung, die ihm »Heim und Burg« war, zum Ausdruck.

Heinrich J. Willscheid lebte mit der Geschichte seines Heimatortes, und er zeigte das für jedermann sichtbar an der Fassade seines Hauses. Dort schmückte das Wappen der »Rollmänner von Sinzig«, das auch die Junggesellen in ihre Fahne aufgenommen hatten, seine kleine »Burg«, und in einer Nische des Türmchens zog das Relief der Hl. Familie den Blick der Vorübergehenden an. Der »Lotte«, um noch einmal seinen bekannteren Namen zu nennen, war, wenn auch etwas belächelt, ein treuer Hüter dörflicher Traditionen.

© Text und Bild: aus »Dattenberg – ein Heimatbuch«

In den 20er Jahren erhält der Lotte von Pfarrer Stadler den Auftrag die alte Kapelle neu auszumalen und in das linke Seitenteil eine Vision des Fegefeuers zu verewigen. Meister Lotte malt das Fegefeuer, in das über eine lange Leiter dicke Sünder hinabsteigen. Nach Fertigstellung des Gemäldes fragt ihn Pfarrer Stadler: „Meister, warum haben sie nur dicke Sünder ins Bild gebracht?“ Darauf Lotte: „En et Fegefeuer on en de Höll kummen nur Decke!“

© aus »Dattenberg – Bilder und Geschichten aus dem Röpeland«

Hans Kube, ein Alleskönner

In seiner neuen Heimat Dattenberg verdiente er bei harter Arbeit sein Geld im Steinbruch. Nebenbei war er Landwirt, bestellte seine Felder und versorgte sein Vieh im Stall.

Als in der Gemeinde Dattenberg eine Arbeitsstelle frei wurde, bewarb er sich um diese. Im Steinbruch ließ man ihn ungern gehen, denn er war im Bruch der beste Arbeiter. Nun war Hans Kube in der Gemeinde tätig, wo man ihm freie Hand ließ, weil er von allem Ahnung hatte und alles zur vollsten Zufriedenheit des Bürgermeisters Matthias Rott und der Bürger erledigte. Er nahm nie eine Uhr mit zur Arbeit. Sein Magen und ein Blick zur Sonne sagten ihm, was die Uhr geschlagen hatte. Kam er einmal zu spät, war eine Bergpredigt seiner Frau fällig. Im Dorf erledigte Hans fast alles. Viele schöne Basaltsteinmauern im Dorf tragen seine Handschrift. Auch auf dem Friedhof kann man sehen, dass er am Werk war. Unter seiner Leitung wurde die Kapelle mit freiwilligen Helfern gebaut. Gräber hob er von Hand alleine aus, wofür er rund 4 Stunden brauchte. An der Kapelle im Heister bewies er sein Können als Dachdecker. Wasserleitungen und Kanäle wurden damals ohne technische Hilfsmittel von der Gemeinde gebaut.

© Text: Jakob Schoop, Foto: Dattenberger Geschichten