Auf alten Karten der Ortsgemeinde Dattenberg (Preußischer Urkataster von 1828, abgedruckt in: Dattenberg – Ein Heimatbuch, Seite 50) findet man im unteren Bereich der Bornbergstraße etwa in Bereich des heutigen Anwesens H.-J. Kloos die Flurbezeichnung „In der alten Burg“. Gemeint ist damit nicht der Burgturm der Herren von Dadenberg auf dem Burgberg. Vielmehr soll es auch auf der gegenüberliegenden Hangseite auf einem kleinen Plateau über den nach Wallen führenden Bachtal eine Wehranlage gegeben haben, deren Ursprünge bis in die römische Zeit zurückreichen. So berichtet Günther Reifert unter Berufung auf den Archivar und Heimatforscher Weidenbach in der Festschrift des Quartettvereins zum 60-jährigen Jubiläum, dass dort noch vor der Errichtung des obergermanischen Limes ein (kleines) Römerkastell gestanden habe. Von dessen Ruinen hätten seine Dattenberger Vorfahren noch im 19. Jahrhundert berichtet. Im Zuge des Basaltabbaus seien die Überreste in den 1880/90er Jahren mit Abraum zugeschüttet worden. Heute ist der Bereich weitestgehend überbaut. Beweise für diese alte Überlieferung in Form von archäologischen Untersuchungsergebnissen zu erhalten, dürfte daher schwerlich möglich sein. Gleichwohl gibt es Indizien, die die These einer Besiedelung des Ortsgebiets zu römischer Zeit stützen.

Josef Schneider schreibt 1884 in den Jahrbüchern des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Heft 78 S. 1 ff, dass alle von Westen nach dem Rhein laufenden Römerstraßen ihr Fortsetzung auf der rechten Rheinseite haben. Die Römerstraße von Niederzissen nach Sinzig überschreitet dort nach den Feststellungen des Autors den Rhein und führt über Dattenberg, Ronigerhof und Ginsterhahn nach Asbach. Die Straße soll bei Ronigerhof am Grendelberg ein römisches Grenzwehr durchschnitten haben. Grenzwehre wurden in der Frühzeit angelegt, um Eindringlingen ein ungehindertes Passieren zu erschweren und Verkehrsströme zu lenken. Der Begriff „Grendel“ leitet sich vom althochdeutschen „Krintil“ ab und bezeichnet einen Durchgang durch ein solches Landwehr. Den römischen Pfahlgraben beschreibt auch schon Joseph Pohl im Jahr 1873 in den Jahrbüchern des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Heft Nr. 27 S. 322.

Zum Schutz dieser Straße bzw. zur Überwachung der Verkehrsströme hätte eine Wehranlage auf dem Plateau in der Bornbergstraße Sinn gemacht, zumal sie einige handfeste strategische Vorteile bietet.

Burg- und Bornberg bilden an dieser Stelle ein enges Tal, dass von dem Plateau der „Alten Burg“ gut einsehbar ist und nahezu keine Ausweichmöglichkeit zulässt. Zudem ist der Hang unterhalb des Plateaus sehr steil und äußerst abschüssig, was die Erstürmung eines Kastells deutlich erschwert hätte. Aus logistischer Sicht spricht die Nähe des Borns als verlässlicher Wasserversorgung für den Standort. Nicht zuletzt liegt der Standort auf einem Bergrücken, der sich zum Rhein hin erstreckt. Von dort hätte man in kurzer Distanz Blickkontakt nach Remagen gehabt. Hier lag ein größeres Kastell der Römer zur Sicherung der Rheinstrecke. So wäre mittels Licht- oder Rauchsignalen eine Kommunikation mit dem Remagener Stützpunkt möglich gewesen. Dieses Prinzip wurde auch am Limes durch die in regelmäßigem Abstand erbauten Wehrtürme praktiziert.

Der bereits vorher erwähnte Joseph Pohl ist es auch, der am Rande eines Aufsatzes über „Fundstellen römischer Alterthümer in der Umgebung von Billig im Kreis Euskirchen“ in den Jahrbüchern des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, (Jahrgang 1873, Band 53-56, S. 324 ff Nr. 28) von der früheren Existenz der alten Dattenberger Burg berichtet. Dort schreibt er auf Seite 326:

„…will ich bloß noch erwähnen, dass nach einer Urkunde im hiesigen städtischen Archiv vom 25.04.1325 Erzbischof Heinrich den Fischfang im Rhein an der Stelle genannt „Spich“ zu Wal(l)en (oberhalb Linz) … verpachtet. Unter der Spich ist hier wohl unzweifelhaft die unmittelbar östlich von Wal(l)en auf der Höhe bei dem Dorf Dattenberg liegende >alte Burg< zu verstehen, ein Name, mit welchem das südlich von dem nach Dattenberg führenden Quertale gelegene mittelalterliche Höhenterrain bezeichnet wird, welches der noch erhaltenen Burgruine gegenüber liegt. Herr Eduard von Mengershausen in Leubsdorf, der 18 Jahre lang zu Dattenberg gewohnt hat, theilte mir mit, er habe von alten Leuten vielfach gehört, auf der >alten Burg< habe ein Römercastell gestanden, mit dessen abgebrochenen Mauerresten man eine zur Seite der Burg gelegene Schlucht ausgefüllt habe; er selbst habe dort noch einiges wenige Mauerwerk mit weißem Kalkanstrich gesehen. …“

Zudem gibt es in und um Dattenberg mehrere Gemarkungen, die ebenfalls auf einen römischen Ursprung hindeuten.

Am oberen Ende der Bornbergstraße, zwischen Hauptstraße, Kirchstraße und Friedrichstraße gibt es die Ortsbezeichnung „Auf dem Plenzer“. Der Begriff „Plenzer“ stammt vom lateinischen „Plantarium“. Dies steht nach Plinius für einen Baumgarten, konnte aber auch einen Gemüse- oder Weingarten bezeichnen. Die Begrifflichkeit taucht auch im – seinerzeit römisch beherrschten – benachbarten linksrheinischen Gebiet auf. Man findet ihn bei Heimerzheim, bei Bachem, oderhalb von Ahrweiler und bei Dernau. Vor diesem Hintergrund ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich auch bei unserem „Plenzer“ um einen Ort handelt, an dem ursprünglich Römer einen Baum-, Gemüse- oder Weingarten angelegt hatten. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch die Nähe der Gemarkung zum Bereich der „Alten Burg“.

Der Hohlweg zwischen Dattenberg und Leubsdorf trägt den Namen „Kern“. Auch dieser Begriff, der insbesondere in frühesten Urkunden des Mosel- und Eifelraums verbreitet ist, soll laut einer Abhandlung von Peter Kremer im Heimatjahrbuch des Landkreises Vulkaneifel 1977 gallische Wurzeln haben. Daraus soll das keltisch-lateinische „Caminus“, das spätere französische „Chemin“ (=Weg) hervorgegangen sein. Ebenso wie die Begrifflichkeiten „Kym“ und „Kimm“ bezeichnet der Name „Kern“ wohl einen Römerweg oder gar eine vorrömische Verbindung.

Letztlich gibt es noch eine alte Quelle, die aber eher spekulativer Natur ist. In dem Werk „Kurze Übersicht dessen, was sich unter den Römern seit Julius Cäsar bis auf die Eroberung Galliens durch die Franken am Rheinstrome Merkwürdiges ereignete“ von 1816 berichtet der Geschichtsprofessor am Gymnasium zu Bonn Andreas Bartholomäus Minola über einen Angriff der Germanen auf die linksrheinischen römischen Gebiete. Dabei fielen 40 Städte am Rhein in die Hände der Germanen. Im Jahre 356 holte Rom zum Gegenschlag aus und vertrieb die Germanen aus den besetzten Gebieten. Auf seinem Zug nach Köln musste der römische Feldherr Julian feststellen, dass fast alle Städte und Kastelle zerstört waren. Lediglich das Kastell Rigodulum bei Koblenz und ein Turm waren verschont geblieben. Über die Lage dieses Turms wurde unter den Gelehrten der damaligen Zeit lange gestritten. Als Standorte wurden auch Weißenturm und Dattenberg in Betracht gezogen. Egal ob der Turm tatsächlich in Dattenberg gestanden hat oder nicht – die Tatsache, dass man seinerzeit Dattenberg als möglichen Standort in Erwägung gezogen hat, weist darauf hin, dass es eine römische Besiedelung in Dattenberg gegeben haben muss.